Ein Drittel der Deutschen glauben fest, dass sie von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit betroffen sind. Noch mehr Menschen lassen zur Vorsicht Fruktose, Gluten und Laktose weg. Das ist ein Signal für die Lebensmittelindustrie: Sie bietet die zu diesem Trend passenden Lebensmittel an. Diese sind natürlich meist teurer als die ursprünglichen Produkte. Allerdings stellt sich die Frage: Für wen sind diese besonderen Lebensmittel wirklich wichtig? Wie viele Deutsche betrifft das Thema Nahrungsmittelunverträglichkeit tatsächlich? Dieser Frage wendet sich die Seite rtl.de zu.
Wenn der Bauch grummelt – Nahrungsmittelunverträglichkeit?
In deutschen Supermärkten boomt das Angebot von Lebensmitteln, die frei sind von Gluten, Laktose oder Fruktose. Die Kunden sind bereit, viel Geld dafür auszugeben. Es scheint, als würde jeder Deutsche an mindestens einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden.
Bei dieser Entwicklung spielt die Werbung eine Rolle. Viele Menschen scheinen den Eindruck zu haben, dass diese besonderen Lebensmittel automatisch gesünder sind. Dazu kommt, dass Menschen immer häufiger eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vermuten, sobald sie nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel Verdauungsbeschwerden verspüren.
Mit Irrtümern über Nahrungsmittelunverträglichkeit aufräumen
Wer eine Nahrungsmittelunverträglichkeit bei sich vermutet, greift automatisch nach den Lebensmitteln, die ohne den scheinbar unverträglichen Bestandteil hergestellt wurden. Oft wird dazu gar nicht erst ein Arzt aufgesucht.
Die Ernährungsmedizinerin Monika Bischoff vom Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention (ZEP) in München klärt über Irrtümer auf: Wenn jemand zu hastig isst, dazu noch etwas trinkt und sich häufig im Stress befindet, kann er schnell Blähungen oder Durchfall bekommen. So hat er dann den Eindruck, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu leiden.
Laktoseintoleranz ist die häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit
Die häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die Laktoseintoleranz. Jeder siebte Deutsche ist davon betroffen. Sein Körper bildet keine oder zu wenig Laktase. Diese ist jedoch wichtig, um den Milchzucker zu zerlegen. Gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm, löst sie Beschwerden aus. Dazu gehören Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Magenkrämpfe.
So steigt das Interesse an laktosefreien Produkten. Doch bei Hart- oder Schnittkäse ist der Zusatz „laktosefrei“ überflüssig. Diese Käsesorten enthalten sowieso keine oder nur sehr geringe Mengen an Laktose. Laktosefreie Milch enthält außer Laktose noch das Enzym Laktase, was sie bekömmlicher macht.
Laktose-Intoleranz und andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Laktose- und Fruktoseintoleranz sind klassische Unverträglichkeiten. Laut der Expertin Frau Bischoff kann das über Apfelsaft und Milch schnell ermittelt werden. Außerdem rät sie zu einem maßvollen Verzehr von Milchprodukten und Früchten oder Säften. Eine totale Abstinenz sei nicht notwendig.
Anders steht es um die Glutenunverträglichkeit, das Klebereiweiß in manchen Getreidesorten. Die vom Körper gegen das Gluten gebildeten Antikörper schädigen den Dünndarm. Dadurch wird die Aufnahme wichtiger Vitamine, Mineralstoffe und Fette vermindert.
Wer an einer Glutenunverträglichkeit leidet, muss deshalb Gluten konsequent meiden. Er orientiert sich beim Einkauf an dem Symbol, das die Glutenfreiheit eines Produktes garantiert.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorbeugen
Wer von vornherein seine Darmflora schützt, vermindert das Risiko, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu entwickeln. Die Darmpflege ist kaum aufwändig: Roggenbrot mit Sauerteig oder kleine probiotische Drinks reichen dafür schon aus, so Frau Bischoff. Ein maßvoller Verzehr dieser Lebensmittel hilft, eine geschädigte Darmflora zu reparieren. Der Grund: Dem Darm werden auf diese Weise die nützlichen Milchsäure-Bakterien zugeführt. Sie schützen uns davor, Unverträglichkeiten auszubilden.
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