Wer herausgefunden hat, dass er keinen Milchzucker verträgt, stellt seinen Speiseplan um. Dann sollte es ihm besser gehen. Doch was. wenn weiter Unwohlsein und Krankheitssymptome auftreten? Wir betrachten den Zusammenhang zwischen Laktoseintoleranz und Immunsystem.
Was passiert bei einer Laktoseintoleranz?
Die erworbene Laktoseintoleranz tritt meist im Erwachsenenalter auf. Schrittweise fährt der Körper die Produktion des Verdauungsenzyms Laktase zurück. Dessen Aufgabe ist es, den Zweifachzucker Laktose in seine Bestandteile zu spalten und so für die weitere Aufnahme in den Darm vorzubereiten.
Ungespaltene Laktose wandert vom Dünndarm weiter in den Dickdarm. Die im Dickdarm befindlichen Mikroorganismen vergären den Nahrungsbrei und entziehen ihm Wasser. Dabei entstehen Nebenwirkungen:
- Es bilden sich Gase (Kohlendioxid und Methan), die Blähungen verursachen. Ein Teil der Gase gelangt in die Blutbahn und kann dort Schwindelgefühl auslösen.
- Die bei der Fermentation entstandenen Säuren (Milch- und Essigsäure) regen die Darmbewegung an, so dass sich die Neigung zu Durchfällen erhöht.
- Der Milchzucker bindet große Mengen Wasser, die das Flüssigkeitsvolumen im Dickdarm verfünffachen. Dadurch entsteht ein Druck auf die Darmwand, der Durchfälle auslöst.
Die Betroffenen leiden oft lange unter Unwohlsein und Verdauungsproblemen, bevor sie der Ursache auf die Spur kommen. Wer denkt auch daran, dass man plötzlich etwas meiden soll, das als gesund gilt und das man immer vertragen hat? Und warum geht es den Betroffenen trotz Ernährungsumstellung noch immer nicht richtig gut? Unklares Unwohlsein ist ein häufiges Anzeichen dafür, dass das Immunsystem durch die jahrelange Überlastung des Darms geschwächt ist. Laktoseintoleranz und Immunsystem hängen enger zusammen, als es auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Laktoseintoleranz und Immunsystem: Der Schlüssel liegt im Darm
Der größte Teil unseres Immunsystems ist im Darm angesiedelt. Die immer wieder auftretenden Durchfälle erzeugen im Darm ein saures Milieu. Dadurch wird die schützende Schleimschicht im Darminneren beschädigt, die Darmwand wird durchlässiger. So können Stoffe in den Organismus gelangen, die dort normalerweise nichts zu suchen haben. Sie belasten den Körper bis hin zur Entwicklung verschiedener Erkrankungen.
Auch die Darmflora wird angegriffen; die nützlichen Mikroorganismen sind nicht mehr in ausreichender Anzahl und Vielfalt vorhanden. Diese Mikroorganismen haben verschiedene wichtige Aufgaben, zum Bespiel:
- Sie entziehen dem Nahrungsbrei wichtige Nährstoffe und stellen sie dem Körper zur Verfügung. Dazu gehören auch verschiedene Vitamine, zum Beispiel:
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- Vitamin K2 – für die Blutgerinnung
- Vitamin B2 – für gesunde Schleimhäute
- Vitamin B6 – für gesunde Haut, verschiedene Nervenfunktionen
- Vitamin H (Biotin) – am Stoffwechsel beteiligt, stärkt Haare, Haut und Nägel
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- Die nützlichen Mikroorganismen verhindern außerdem, dass sich Bakterien, Viren oder Pilze im Darm ausbreiten und Erkrankungen auslösen.
- Die im Darm befindlichen Immunabwehr-Zellen erhalten durch die Mikroorganismen wichtige Informationen.
Können die Mikroorganismen im Darm ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen, kommt es zur Entwicklung von verschiedenen Symptomen.
Zusammenhang von Laktoseintoleranz und Immunsystem: Oft spät erkannt
Betroffene leiden unter unerklärlichen Symptomen, zum Beispiel:
- Anfälligkeit für Infekte
- Hautunreinheiten
- Kopfschmerzen – und Gliederschmerzen
- Müdigkeit
Die Untersuchung beim Arzt zeigt oft keine Ergebnisse, doch eingebildet sind die Beschwerden nicht. Der Zusammenhang zwischen Laktoseintoleranz und Immunsystem wird oft erst spät erkannt. Was können Betroffene tun?
Noch mehr Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten?
Zunächst sollten andere Nahrungsmittel-Intoleranzen ausgeschlossen werden. Es kommt öfter vor, dass mit der Laktoseintoleranz auch eine Fructose- oder Histaminintoleranz einhergeht. Die Frage, welche Unverträglichkeit zuerst da war, lässt sich in den meisten Fällen nicht beantworten. Doch Betroffene sind den Gesundheitsstörungen nicht hilflos ausgesetzt.
Empfehlenswert ist es, über einige Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen: Was wurde gegessen und getrunken, wie ist das Befinden direkt danach und bis zur nächsten Mahlzeit? Im Idealfall liefern die Aufzeichnungen dem Arzt wichtige Anhaltspunkte für das Vorliegen einer weiteren Unverträglichkeit. Die Umstellung der Ernährung fällt in Begleitung des Arztes oder eines spezialisierten Ernährungsberaters leichter.
Außerdem geht es darum, den Darm zu beruhigen und die Darmflora langsam wieder aufzubauen. Dieser Prozess der Darmsanierung kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden.
Laktoseintoleranz und Immunsystem: So erholt sich der Körper
Eine einfache, schonende Methode ist die Behandlung mit Probiotika. Dafür gibt es Mittel in Kapselform, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten. Geschützt durch die Kapsel, gelangen die Mikroorganismen direkt in den Darm, wo sie sich vermehren können und die Darmflora allmählich wieder ins Gleichgewicht bringen. So baut sich die Darmflora wieder auf. In Verbindung mit der Umstellung der Ernährung kann sich der Darm anhaltend erholen und das Befinden bessert sich schon bald. Bei der Auswahl des richtigen Präparats sollten Betroffene darauf achten, dass es eine ausreichende Anzahl von Bakterienkulturen enthält. Außerdem sollten keine unverträglichen Zusatzstoffe enthalten sein.
Fazit: Seit mehreren Jahren forschen die Mediziner darüber, wie die Darmflora das Immunsystem und andere Funktionen von Körper und Psyche beeinflusst. Hier werden wir noch viel Neues erfahren. Doch viele Betroffene könne schon heute bestätigen, dass es einen Zusammenhang von Laktoseintoleranz und Immunsystem gibt.
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