Immer mehr Eltern schließen für ihre Kinder bestimmte Nahrungsmittel aus. Dazu gehören zum Beispiel Milch und Nüsse. Ob Nahrungsmittelunverträglichkeiten auch bei Kindern zunehmen, darüber streiten sich die Experten. Der Gastroenterologe im Klinikum rechts der Isar der TU in München, Christoph Thöringer, vermisst verlässliche Studien zu dieser Frage. Er weist auch darauf hin, dass es keine biologische Begründung für diese Annahme gibt. Doch das Ernährungsbewusstsein der Menschen ist gestiegen. Das meldet die Seite mainpost.de.
Den Symptomen auf den Grund gehen
In Deutschland glauben 30 Prozent der Menschen, dass sie an einer oder mehreren Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. Sie klagen über Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Am häufigsten werden Laktose- und Fruktoseintoleranz genannt, gefolgt von Glutensensitivität. Bei diesen Störungen ist das Immunsystem nicht beteiligt, daher sind es keine Allergien. Laut Annegret Hager, Ökotrophologin beim Verbraucherservice Bayern in Würzburg, handelt es sich lediglich um Verdauungsstörungen. Seit vier Jahren hält sie dazu Vorträge und bietet Einzelberatungen sowie Kochkurse an.
Zöliakie gehört nicht zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft gibt an, dass 0,5 bis 1 Prozent der Menschen an Zöliakie leiden. Das ist keine Nahrungsmittelunverträglichkeit, sondern eine immunologische Erkrankung des Dünndarms. Klebereiweiß, das in Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen und Hafer enthalten ist, löst eine chronische Entzündung des Dünndarms aus. Zöliakie bleibt lebenslang erhalten. Betroffenen dürfen deshalb herkömmliche Backwaren, Müsli und Pizza nicht verzehren. Für eine sichere Diagnose muss eine Dünndarmbiopsie durchgeführt werden.
Glutensensitivität ist keine Zöliakie
Es gibt aber auch Menschen, die Gluten nicht vertragen, obwohl sie nicht an Zöliakie leiden. Sie fühlen sich besser, wenn sie Weizen aus ihrer Ernährung ausschließen. Forschungen haben ergeben, dass die Ursache hierfür in der Unverträglichkeit des Insektenabwehrstoffes Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) liegt. Dieser Stoff gilt als natürlich, trägt aber zur Entwicklung der Weizensensitivität bei. Diese Betroffenen haben allerdings kaum Probleme beim Verzehr von Dinkel oder Hafer.
Verzicht auf Gluten?
Der Trend zum Verzicht auf Gluten hat sich von Amerika aus verbreitet. Prominente wie die Sängerin Lady Gaga oder die Schauspielerin Miley Cyrus bekennen sich öffentlich dazu, auf Gluten zu verzichten.
Die Nahrungsmittelindustrie reagiert und bietet immer mehr glutenfreie Produkte an. Franz H. Leupoldt, Geschäftsführer des Vollkorn-Spezialisten Pema, beobachtet diesen Trend schon lange. Seine Firma bietet seit 1985 Vollkornbrot an, das frei von Gluten ist. Leupoldt sieht die Ursache der Glutensensitivität in den modernen Weizensorten. Diese seien extrem hochgezüchtet und enthalten mehr Gluten als noch vor 50 Jahren.
Am häufigsten tritt jedoch die Laktoseunverträglichkeit auf.
Laktoseintoleranz – die häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit
In Afrika und Südamerika sind mehr als 60 Prozent der Bewohner von Natur aus laktoseintolerant. In Alaska, China und Südostasien sind es bis zu 98 Prozent.
In Deutschland betrifft diese Nahrungsmittelunverträglichkeit bis zu 25 Prozent der Erwachsenen, die Tendenz steigt mit zunehmendem Alter.
Normale Milch, Frischkäse und Sahne werden schlecht vertragen. Feste Käsesorten hingegen sind bekömmlich, da sie kaum Laktose enthalten. Ursache für die Laktoseintoleranz ist ein Mangel des Enzyms Laktase. Es ist für die Verdauung der Laktose unverzichtbar. Als Krankheit gilt diese Störung jedoch nicht.
Laktoseintoleranz – Ernährungsumstellung hilft
Der Markt mit laktosefreien Produkten wächst. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung sind jedoch die meisten Käufer (80 Prozent) laktosefreier Produkte gar nicht von der Laktoseintoleranz betroffen.
Annegret Hager weist darauf hin, dass Kinder nur selten von der Laktoseunverträglichkeit betroffen sind. Doch müssen sie nicht unbedingt Milch trinken. Die Ernährungsberaterin empfiehlt, Kindern auch andere Milchprodukte anzubieten. Das sei auch für die Kalziumaufnahme wichtig. Milchzucker ist außerdem vorteilhaft für die Gesundheit des Darms.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont, dass fettarme Milchprodukte geeignet sind, um Kalorien einzusparen.
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