Bauchschmerzen nach dem Verzehr von Brot oder Blähungen nach dem Genuss von Dinkel können auf eine Glutenunverträglichkeit hinweisen. Schuld ist das Klebereiweiß, ein in vielen Getreidesorten enthaltenes Protein. Glutenunverträglichkeit ist als Krankheitsbild erst seit einigen Jahren allgemein bekannt. Immer mehr Menschen mit diversen Beschwerden stellen bei sich fest, dass sie Gluten nicht vertragen. Auf ärztlichen Rat oder auch durch eigene Beobachtung stellen sie fest, dass es ihnen besser geht, wenn sie glutenhaltige Produkte aus ihrem Speiseplan ausschließen.
Die ärztliche Diagnostik ist noch immer schwierig. Manch ein Betroffener hat eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. Der Grund dafür ist, dass die Beschwerden auch ganz untypisch sein können. Im Blut ist die Glutenunverträglichkeit nicht nachweisbar. Darin unterscheidet sie sich von der Zöliakie.
Zöliakie, Sprue und Glutensensitivität
Die Glutenunverträglichkeit hat seit einigen Jahren einen eigenen medizinischen Namen: Non Celiac Gluten Sensitivity oder NCGS. Auf deutsch bedeutet das: Nichtzöliakische Glutensensivität. Damit wird die Erkrankung von der Zöliakie abgegrenzt. Zöliakie ist eine gefährliche Erkrankung, die erstmals bei Kindern im zweiten Lebensjahr auftreten kann. Sobald sie Getreideprodukte zu sich nehmen, mobilisiert der Körper die T-Lymphozyten gegen das eigene Gewebe. Die Folge davon ist eine Entzündung der Darmzotten, so dass diese zerstört werden. Daraus entstehen gefährliche Mangelzustände, denn der Darm kann die lebensnotwendigen fettlöslichen Vitamine und andere Stoffe nicht mehr aufnehmen. Es kommt zu gravierenden Durchfällen und auch zu psychischen Veränderungen. Das Kind geht in seiner Entwicklung rückwärts. Gelerntes wird wieder „vergessen“.
Zöliakie zählt zu den Autoimmunerkrankungen und ist im Blut nachweisbar. Tritt diese Form der Glutenunverträglichkeit bei Erwachsenen auf, wird sie oft als einheimische Sprue bezeichnet. Unentdeckt kann sie Osteoporose und Darmtumore begünstigen. Auch mit Diabetis mellitus Typ I wird sie in Zusammenhang gebracht. Die Diagnose der Zöliakie besteht aus zwei Teilen: Eine Untersuchung der Darmzotten mittels Biopsie gibt Auskunft darüber, ob der Darm in Mitleidenschaft gezogen ist. Zum anderen wird im Blut nach Autoantikörpern und nach Antikörpern gegen spezielle Bestandteile des Glutens, die Gliadine, geforscht. Fallen diese Ergebnisse ohne Befund aus, liegt vielleicht eine Glutensensitivität vor.
Die Erkrankung wird oft erst spät erkannt, weil die Symptome so vielfältig sind. Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Schmerzen und Durchfall, werden normalerweise rasch mit der Ernährung oder allgemein mit dem Darm in Zusammenhang gebracht.
Der Glutensensivität auf der Spur
Die Erkrankung wird oft erst spät erkannt, weil die Symptome so vielfältig sind. Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Schmerzen und Durchfall, werden normalerweise rasch mit der Ernährung oder allgemein mit dem Darm in Zusammenhang gebracht. Dann wird oft ein Reizdarmsyndrom festgestellt und der Arzt kann nichts Weiteres für seinen Patienten tun. Doch bei Migräne, Lethargie und Müdigkeit denkt man nicht zuerst an die Ernährung. Dasselbe gilt für Hyperaktivität oder Depression, Schmerzen in Knochen, Muskeln und Gelenken; hier wird die Ursache meist zuerst woanders gesucht und natürlich nicht gefunden. Dann heißt es vielleicht: Depression oder Fibromyalgie. Verordnet werden in diesem Fall oft Psychopharmaka und Mittel gegen die Schmerzen. Manchmal stellt der Betroffene selbst fest, dass es ihm besser geht, wenn er glutenhaltige Nahrungsmittel weglässt. Dann geht es an die genaue Abgrenzung der Unverträglichkeit. Ein Pricktest gibt Auskunft über das Vorliegen einer Weizenallergie, der beschriebene Bluttest und die Biopsie schließen eine Zöliakie aus.
Glutensensivität und Weizenallergie
Das Speicherprotein Gluten ist Bestandteil von Getreidesorten wie Dinkel, Gerste, Grünkern, Hafer, Roggen und Weizen. Auch in den weniger bekannten Urgetreide-Sorten Einkorm, Emmer und Kamut ist Gluten enthalten. Gluten ist für das Getreidekorn lebenswichtig um Nährstoffe bereitzustellen. Kommt das Getreide dann als Mehl in die Backstube, sorgt das Gluten dafür, dass der Teig klebrig und damit backfähig wird; daher stammt der Name Klebereiweiß. Das Klebereiweiß Gluten besteht aus Prolaminen und Glutelinen. Diese sind in noch weitere Gruppen unterteilt. Bei den medizinischen Tests auf Glutenunverträglichkeit wird nur nach Antikörpern gegen einige der vielen Glutenbestandteile geforscht. Das kann ein Grund dafür sein, dass eine Glutensensivität vorliegt, obwohl der Blut-Test ein negatives Ergebnis anzeigt. Dann ist es möglich, dass ein oder mehrere andere Bestandteile im Gluten die Unverträglichkeit hervorrufen. Im Unterschied zur Zöliakie ist bei der Glutensensitivität die Darmschleimhaut nicht betroffen; deswegen fällt auch die Biopsie negativ aus. Dennoch leidet der Betroffene an Beschwerden und es lohnt sich, einen Selbsttest zu machen.
Selbst-Test: Eliminations-Diät
Konnte Ihr Arzt bisher keine Ursache für Ihre Beschwerden finden, überlegen Sie vielleicht, was Sie tun können. Hier ein Vorschlag zur Selbstbeobachtung.
Der erste Schritt ist die Auflistung all Ihrer Beschwerden. Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Rückenschmerzen – alles gehört auf diese Liste. Dazu kommen die Beschwerden, die durch eine bereits diagnostizierte Erkrankung entstehen, wie zum Beispiel Symptome einer Schilddrüsenentzündung, einer Neurodermitis oder einer rheumatischen Arthritis. Weiterhin notieren Sie auch Stimmungsveränderungen wie zum Beispiel depressive, gedrückte Stimmung, Angstzustände oder Unruhe. Nun folgt eine zweimonatige Karenzphase. Sie bedarf einiger Vorbereitung, denn Ihr Speiseplan wird in dieser Zeit wahrscheinlich stark von dem bisher gewohnten abweichen. Sämtliche Nahrungsmittel, die Gluten enthalten, werden daraus verbannt. Das betrifft alle Produkte, die mit Dinkel, Gerste, Grünkern, Hafer, Roggen und Weizen hergestellt sind: Backwaren, Fertiggerichte und fettreduzierte Milchprodukte. Auch Teigwaren, Graupen, Gries, Stärke, Teigwaren und Paniermehl sowie paniertes Fleisch gehören dazu. Ebenso enthalten Kroketten, Pommes, Wurstsorten und Käsezubereitungen Gluten. Denken Sie außerdem an solche „Kleinigkeiten“ wie Backtriebmittel, Brühwürfel, Ketchup, Senf und Mayonnaise. Bier ist ebenfalls glutenhaltig. Manche Zubereitungen sind mit einer durchgestrichenen Ähre als „glutenfrei“ gekennzeichnet. Doch Vorsicht, auch hier können Spuren von Gluten enthalten sein. Es gibt auch Arzneimittel, die Gluten enthalten. Sprechen Sie ggfs. mit Ihrem Arzt über Alternativen. Doch keine Sorge, Sie können sich trotz des Verzichts auf gewohnte Nahrungsmittel abwechslungsreich ernähren.
Glutensensitivität – Welche Nahrungsmittel sind erlaubt?
Im ersten Moment sieht es vielleicht so aus, dass es nur noch sehr wenige Nahrungsmittel gibt, die Sie zu sich nehmen dürfen. Doch Sie werden bald bemerken, dass es viele Alternativen gibt, mit denen Sie wohlschmeckende, unbedenkliche Gerichte zubereiten können.
- alle Obst- und Gemüsesorten
- Getreide: Amaranth, Buchweizen, Buchweizen, Hirse, Maronen, Qinoa Auch Hirse, Mais und Reis, Kartoffeln. Maisnudeln, Reisnudeln (Auf die Zutatenliste achten)
- Milchprodukte: Milch, Naturjoghurt, Buttermilch, Quark, Naturkäse (nicht fettreduziert)
- Fisch, Fleisch, Meeresfrüchte, Eier
- Zucker, Honig, Nüsse, Hülsenfrüchte
- Gewürze, Kräuter (ohne Zusätze)
- Frische Salate mit Essig-Öl-Dressing
- Tofu, Sojamilch
- Mozarrella in Salzlake eingelegt
- Fruchtsäfte, Wasser
- Wein, Sekt
- Kaffee, Kakao, Tee
Praktische Tipps für die Ausschluss-Diät
Falls Sie in einigen Fragen noch unsicher sind, lassen Sie sich im Bioladen oder im Reformhaus über geeignete Lebensmittel oder Lebensmittelzubereitungen beraten. In Kantinen oder Restaurants fragen Sie genau nach; dort gibt man Ihnen Auskunft darüber, welche Gerichte glutenfrei sind. Während der Zeit Ihrer Ernährungsumstellung notieren Sie, wie sich Ihre Beschwerden verändern. Lässt die Müdigkeit nach? Werden die Bauchschmerzen weniger? Halten Sie alles fest, am besten mit Angabe des Datums. Wenn sich nach sechs Wochen einige, viele oder gar alle Beschwerden zurückgebildet haben, sind Sie wahrscheinlich glutensensitiv. Falls Sie Zweifel haben, machen Sie einen Provokationstest, indem Sie jeder Mahlzeit eine glutenhaltige Zutat beifügen. Achten Sie darauf, ob und wie sich Ihr Befinden verändert. Liegt bei Ihnen eine Glutensensitivität vor, ist die langfristige Umstellung Ihrer Ernährung die einzige Möglichkeit, die Beschwerden zu vermeiden. Anders als bei der Zöliakie ist es jedoch möglich, dass Ihr Körper nach einer längeren Zeit, ca. ein bis zwei Jahren des Verzichts auf Gluten, wieder kleine Mengen davon toleriert. Wie bei anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten geht es dann auch hier darum, Ihre persönliche Toleranzgrenze herauszufinden.