Warum IgE-Antikörper-Tests mit Vorsicht zu genießen sind
Viele Menschen leiden unter Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen – doch oft können die aufgesuchten Ärzte trotz zahlreicher Test keine sichere Diagnose fällen. Diese Situation nutzen dubiose Heilpraktiker: Sie bieten spezielle Immuntests, mit deren Hilfe sie Allergien und Unverträglichkeiten auf die Spur kommen wollen. Gerlinde Gukelberger-Felix berichtet in einem Artikel auf der Internetseite des Spiegels, spiegel.de, dass Mediziner sehr wenig von diesen Tests halten und Patienten für die Untersuchungen zudem viel Geld zahlen müssen.
Zwei unterschiedliche Paar Schuhe: Lebensmittelallergie und Nahrungsmittelunverträglichkeit
Etwa 20 Prozent aller Bundesbürger gehen davon aus, auf bestimmte Lebensmittel allergisch zu reagieren. Tatsächlich haben nur zwei bis drei Prozent der Erwachsenen sowie vier bis sechs Prozent der Kinder eine solche Allergie. Sehr viele Menschen haben eine Nahrungsmittelunverträglichkeit – und verwechseln diese gerne mit einer Allergie. Eine Lebensmittelallergie wird durch eine Abwehrreaktion des Immunsystems verursacht, welches auf bestimmte Bestandteile des Essens, die sogenannten Allergene, reagiert. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist etwas komplett anderes: Hier liegt eine Stoffwechselstörung vor. Wie bei der bekannten Laktoseintoleranz sind also zum Beispiel bestimmte Enzyme defekt oder nicht ausreichend vorhanden.
Ein sinnloser Test
Ein Heilpraktiker, der einen IgE-Test auf Antikörper durchführt, kann demnach keine Nahrungsmittelunverträglichkeit ermitteln. Dieser Test macht darüber hinaus auch bei der Suche nach einer Lebensmittelallergie keinen Sinn, denn bei dieser Art von Allergie handelt es sich um eine „Soforttyp-Allergie“, die mit derartigen Methoden nicht festgestellt werden kann. Gelangen fremde Eiweiße in das Magen-Darm-System, stellt der Körper automatisch IgG-Antikörper her. Ist der Wert für diese Antikörper hoch, ist dieser Zustand somit ganz normal und kein Anzeichen für eine eventuelle Allergie. Die Untersuchung hilft nur in speziellen Fällen wie etwa bei einer allergischen Entzündung der Lungenbläschen – und wird auch nur dann von der Krankenkasse übernommen. Patienten, die diese Tests nutzen, um sich auf eine Allergie oder Unverträglichkeit gegenüber Lebensmitteln untersuchen zu lassen und im Anschluss eine lange Liste von Produkten an die Hand zu bekommen, die sie meiden sollen, geben nicht nur unnütz Geld aus, sondern riskieren gleichzeitig einen gefährlichen Nährstoffmangel.
Nahrungsmittelallergien sicher feststellen
Um eine Nahrungsmittelallergie zu diagnostizieren, muss ein Arzt zunächst ein langes Gespräch mit dem Patienten führen. Ein Ernährungstagebuch, dass das Essverhalten bis ins Kleinste dokumentiert, ist der erste Schritt. Im Anschluss folgen Hauttests und verschiedene andere Untersuchungen wie Ultraschalltests, Darmspiegelungen und auch die Messung der für die allergische Reaktion mitverantwortlichen IgE.