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Laktoseintoleranz

Wissenswertes rund um Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz zählt heute zu den bekanntesten Unverträglichkeiten. Vor zehn Jahren war es noch ungewöhnlich, den Kaffee mit Sojamilch zu genießen. In vielen Cafes und Restaurants wurde diese Alternative gar nicht angeboten. Laktosefreie Milch wurde nur vereinzelt angeboten.

Reagieren heute mehr Menschen als früher empfindlich auf Milchzucker?

Laktoseintoleranz ist weit verbreitet

Zwei Drittel der Weltbevölkerung vertragen etwa ab dem 4. Lebensjahr keine Milch mehr. Die Ursache ist eine Rückbildung des Enzyms Laktase, das für die Verdauung von Milchzucker (Laktase) zuständig ist.

Die Mitteleuropäer gehören weltweit zu einer Minderheit, die bis ins Erwachsenenalter hinein Milchprodukte verträgt. Ihr Körper produziert weiterhin die notwenige Laktase.
Im Erwachsenenalter lässt bei 15 Prozent von ihnen die Produktion der Laktase nach. Sie vertragen nur noch wenige Milchprodukte. Das ist für viele eine Umstellung.
Milch: Lebenswichtiges Nahrungsmittel?

Milch gilt traditionell als lebenswichtiges Nahrungsmittel. Die meisten Menschen sind von klein auf an daran gewöhnt, Milch in ihren täglichen Speiseplan zu integrieren.

Werden Milch und Milchprodukte im Erwachsenenalter weiterhin in den gewohnten Mengen genossen, kommt es immer häufiger zu Verdauungsbeschwerden. Früher war die Laktoseintoleranz kaum bekannt. Bauchschmerzen, Blähungen und andere Beschwerden wurden also nicht der Milch zugeschrieben. Heute ist die Unverträglichkeit von Milch vielen Menschen bekannt und sie testen selbst aus, wie viel Milch ihnen bekommt. Meist stellen sie fest: Kleine Mengen Milchzucker sind für sie unbedenklich.
Oft wird die Laktoseintoleranz mit einer Allergie verwechselt.

Intoleranz oder Allergie?

Die Begriffe „Intoleranz“ und „Allergie“ führen oft zu Missverständnissen. Dabei ist der Unterschied zwischen beiden – zumindest medizinisch – ganz wesentlich:

Die Allergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose körperfremde Stoffe. Diese Stoffe werden Allergene genannt und gelangen auf verschiedenen Wegen in den Körper:

• Atmung
• Hautkontakt
• Essen und Trinken

Die bekanntesten Allergien sind Heuschnupfen und Asthma, Tierhaarallergie und Nahrungsmittelallergien. Sie gehören zu den Typ-I-Allergien, auch „Sofort-Typ“ genannt.

Vier Allergie-Typen

Der erste Kontakt mit dem Allergen ist die Sensibilisierung. Das Immunsystem „merkt“ sich den Eindringling und bildet spezielle Eiweiße aus, die Immunglobuline. Das bekannteste Immunglobulin ist das IgE.
Die Sensibilisierung verläuft unbemerkt, es machen sich noch keine Symptome bemerkbar.

Beim zweiten Kontakt mit dem Allergen sieht das schon anders aus. Die Immunglobuline stehen nun bereit und lösen eine Folge von Abwehrreaktionen aus, um den Eindringling abzuwehren. Die Folge davon sind Krankheitssymptome, zum Beispiel:

• Husten, Schnupfen, Atembeschwerden
• Augenbrennen
• Hautreaktionen
• Verdauungsbeschwerden

Am gefährlichsten ist der allergische Schock. Hier treten ein oder mehrere Allergiesymptome in sehr starker Form auf, begleitet von Übelkeit, Kreislaufproblemen und Herzrasen.
Tritt dieser Fall ein, muss der Notarzt gerufen werden.
Patienten, die einen allergischen Schock erlitten haben, tragen danach ein vom Arzt verordnetes Notfallset bei sich. Es enthält spezielle Tabletten und manchmal auch eine Adrenalin-Fertigspritze.

Am zweithäufigsten verbreitet ist die Typ-IV-Allergie, auch „Spättyp“ genannt. Sie tritt als Allergie auf Nickel oder Duftstoffe auf. Das Immunsystem reagiert nicht sofort, sondern erst nach einem bis zwei Tagen. Beteiligt sind hier spezielle weiße Blutkörperchen, die T-Helfer-Lymphozyten.

Die Reaktionen bei Allergien sind bei jedem Allergietyp vom Immunsystem gesteuert.
Das trifft auch auf die Milcheiweiß-Allergie zu. Sie tritt selten auf und wird bereits im Säuglingsalter festgestellt.

Bei der Laktoseintoleranz und anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist das Immunsystem nicht an den Reaktionen beteiligt.

Eine Intoleranz ist keine Allergie

Abdigest - bei Durchfall durch Antibiotika für einen gesunden DarmDie Laktoseintoleranz bezieht sich auf die Verträglichkeit des Milchzuckers (Laktose): Milchzucker wird in kleinen Mengen vertragen. Verursacht wird die Unverträglichkeit durch das fehlende Enzym Laktase. Die Produktion von Laktase geht bei vielen Menschen im Laufe des Lebens zurück.

Laktase ist ein Enzym, das den Milchzucker so aufspaltet, dass er vom Dünndarm aufgenommen werden kann und ins Blut weitergeleitet wird. Ist zu wenig Laktase vorhanden, wandert der unverdaute Milchzucker weiter in den Dickdarm. Die dort wohnenden Bakterien setzen einen Gärungsprozess in Gang, in dessen Verlauf Milchsäure, Methan und Wasserstoff entstehen.

Nach dem Genuss von reichlich Milchzucker leiden Betroffene deshalb unter Blähungen, die von den Gasen im Dickdarm ausgelöst werden. Die entstandene Milchsäure sorgt dafür, dass der Stuhl verflüssigt und als Durchfall ausgeschieden wird.
Die Beschwerden treten sofort oder erst einige Stunden nach dem Verzehr von Milchzucker auf.

Dürfen Betroffene nie mehr Milch trinken?

Laktoseintoleranz: Nie mehr Milch?

Da an den Symptomen der Laktoseintoleranz das Immunsystem nicht beteiligt ist, dürfen Betroffene ruhig eine kleine Menge Milchzucker aufnehmen. Dabei richtet sich die individuelle Menge danach, wie viel Laktase der Körper noch produziert. Die meisten Betroffenen vertragen täglich etwa acht bis zehn Gramm Laktose.

Laktose ist in allen Milchprodukten enthalten:

• Joghurt und andere Sauermilchprodukte
• Kaffeeweißer, Trockenmilch
• Milch
• Sahne

Süßigkeiten, die Milchzucker enthalten:

• Milchschokolade und Nougat
• Sahne- und Milchbonbons
• Speiseeis

Viele verarbeitete Lebensmittel enthalten Milchzucker:

• Gebäck und Brot
• Kartoffelpüree, Suppen
• Knäckebrot
• Pudding, Cremes
• Soßen
• Wurstwaren

Milchzucker ist auch in manchen Medikamenten enthalten.

Alternativen zu Milchzucker

Wer eine Laktoseintoleranz bei sich feststellt, wird seinen Speiseplan verändern. Laktosearme Kost wird bevorzugt. Jedoch sollte nicht ganz auf Milchzucker verzichtet werden, damit der Körper weiter Laktase herstellt.

Der Gehalt an Laktose muss auf verpackten Lebensmitteln ausgewiesen werden. Auf der Zutatenliste können folgende Begriffe stehen:

• Laktose
• Milchzucker
• Milch
• Milchpulver
• Magermilchpulver
• Vollmilchpulver
• Molkenpulver

Als Ersatz für Milch eignen sich Hafermilch, Sojamilch oder Mandelmilch.

Außerdem gibt es heute viele Produkte, die als „laktosefrei“ ausgewiesen sind. Hier wurde der Milchzucker bereits in Glukose und Gelaktose aufgespalten. Diese Bestandteile kann der Körper problemlos aufnehmen.

 

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