Falls nach dem Genuss von Brot, Kuchen oder Pizza Ihr Bauch rebelliert und der Darm rumort, leiden Sie vielleicht an einer Weizenallergie. Davon sind bisher etwa 0,5 Prozent der Erwachsenen betroffen.
Weizenallergie ist nicht zu verwechseln mit der Zöliakie und der Glutensensitivität. Hier ist das Klebereiweiß Gluten der Auslöser. Es ist nicht nur in Weizen, sondern auch in anderen Getreidesorten enthalten. Beispiele dafür sind Gerste, Hafer und Roggen.
Eine Weizenallergie beschreibt die Reaktion der IgE Antikörper speziell auf Albumin, Globulin und Gluten, die ausschließlich im Weizen enthalten sind. Die Antikörperreaktion lässt sich im Blut nachweisen. Die Abwehrreaktion des Körpers zerstört jedoch nicht, wie bei der Zöliakie, die Darmschleimhaut.
Atmen oder Schlucken: Auslöser der Weizenallergie
Die Weizenproteine sind in verschiedenen Bestandteilen des Weizens enthalten. Sie werden auf unterschiedliche Arten aufgenommen: Durch Einatmen von Pollen, Hautkontakt mit Mehl oder durch den Verzehr von Weizenprodukten.
Jede dieser Allergieformen steht für sich. Das heißt, wer eine Allergie auf Weizenpollen hat, kann oft trotzdem Weizen verzehren. Dasselbe gilt, wenn eine Kontaktallergie besteht.
Einatmen von Weizenpollen und Mehl
Pollen: Weizenpollen sind hauptsächlich im Juni in der Luft. Sie lösen beim Einatmen den bekannten „Heuschnupfen“ aus.
Mehl: Wer viel Mehlstaub einatmet, kann ebenfalls eine Allergie ausbilden. Hiervon sind oft Bäcker und Müller betroffen. Sie bekommen das gefürchtete „Bäckerasthma“.
Hautkontakt
Wer viel mit Mehl zu tun hat, kann eine Kontaktallergie bekommen. Hier sind wieder die Bäcker und Müller am stärksten betroffen. Die Haut reagiert mit Jucken und Rötungen, sobald sie mit Mehl in Berührung kommt.
Nahrung
Die wenigsten Menschen sind Bäcker, doch fast alle haben schon Weizenprodukte gegessen. Bei etwa 0,4 Prozent der Erwachsenen löst der Verzehr von Weizenprodukten eine allergische Reaktion aus. Woran ist diese Form der Weizenallergie zu erkennen?
Symptome der Weizenallergie
Wie viele andere Allergien, kann auch die Weizenallergie verschiedene Organe und Organsysteme betreffen:
Augen, Nasen-Rachenraum:
• Jucken
• Schwellungen
Atmungsorgane (Bronchien, Lunge)
• Atemnot
• Husten (Asthma)
Verdauungstrakt (Speiseröhre, Magen, Darm)
• Entzündungen (Speiseröhre)
• Erbrechen
• Blähungen
• Magen- und Darmkrämpfe
• Durchfall
Haut
• Flecken
• Rötungen
• Juckreiz
Schockreaktion
Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form der allergischen Reaktion. Er betrifft mehrere Organsysteme des Körpers. Durch den Ausstoß von großen Mengen Histamin kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße, so dass der Blutdruck stark abfällt.
• Kopfschmerzen
• Schluckbeschwerden
• Atemnot
• Panikgefühle
• Übelkeit
• Pulsschlag: stark verlangsamt oder beschleunigt
Ein allergischer Schock kann unterschiedlich stark ausfallen und sich steigern.
Deshalb sollte auch bei scheinbar leichten Schockreaktionen ein Notarzt gerufen werden, um lebensgefährliche Zustände zu vermeiden.
Von einer Weizenallergie können Kinder, aber auch Erwachsene betroffen sein.
Wer bekommt Weizenallergie?
Meist tritt Weizenallergie bereits im Kindesalter auf, oft schon bei Säuglingen. Eltern sollten die Symptome Ihres Kindes genau beobachten und ein Ernährungstagebuch führen. Daraus kann der Arzt erste Schlüsse ziehen.
Die ärztliche Diagnose mittels Bluttest ist sehr wichtig für das weitere Gedeihen des Kindes. Denn wie bei der Zöliakie kann auch bei der Weizenallergie eine Reihe von Malabsorbionsstörungen nach sich ziehen. Das ist der Fall, wenn der Körper aufgrund von Darmschädigungen die notwendigen Nährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge aus dem Darm entnehmen kann. Außerdem führt der Arzt einen Prick-Test für Weizen durch.
Tritt eine Weizenallergie im frühen Kindesalter auf, ist die Chance groß, dass sie in späteren Jahren verschwindet.
Die Weizenallergie kann sich durch die Kindheit ziehen und im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Sie kann aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten.
In beiden Fällen müssen Erwachsene sich meist darauf einstellen, dass die diagnostizierte Weizenallergie ihr Leben begleiten wird.
Liegt eine Weizenallergie vor, müssen Betroffene ihre Ernährung komplett umstellen. Weizen und weizenähnliche Produkte müssen durch unbedenkliche Alternativen ersetzt werden.
Was man bei Weizenallergie meiden muss
Hat sich der Verdacht einer Weizenallergie bestätigt, heißt es: Weizen meiden.
Das ist oft gar nicht so einfach, denn Weizen ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, denen man dies nicht auf den ersten Blick ansieht.
Bei Brot, Brötchen und Vollkornflocken ist der Fall noch recht klar.
Weitere verbotene Lebensmittel:
• Couscous
• Eiscreme
• Fertigmahlzeiten
• Fischkonserven
• Kakaogetränke
• Käsezubereitungen
• Kornflakes
• Lakritze
• Müslimischungen
• Seitan (Fleischersatz aus Weizenmehl)
• Senfmehl
• Weizenbier
• Whisky
• Wurst
• Bulgur
• Graupen
• Grünkern
• Medikamente
• Semmelmehl
• Stärke
• Vollkornflocken
• Vollkorngries
• Weizen- und Dinkelgries
Wichtig: Auch die Vorläufer unseres heutigen Weizens, so genannten Urgetreide, wirken Allergie auslösend. Deshalb müssen auch diese weizenähnlichen Getreide gemieden werden:
• Dinkel / Grünkern
• Einkorn (Kleiner Spelz)
• Emer (Zweikorn)
• Kamut
Glutenfreie Nahrungsmittel sind nicht automatisch bei Weizenallergie verträglich.
So viele Verbote. Was darf man bei Weizenallergie unbedenklich essen?
Was bei Weizenallergie erlaubt ist
Auch wenn die Liste der Verbote recht lang ist: Für viele Zubereitungen lassen sich Alternativen finden. Auch ohne Weizen kann der Speiseplan gesund und abwechslungsreich sein.
Erlaubte Nahrungsmittel bei Weizenallergie:
• Amaranth (Hirseähnliches „Pseudogetreide“)
• Buchweizen
• Gerste
• Guakernmehl (Natürlicher Zusatzstoff, zum Beispiel zur Verdickung)
• Hirse
• Mais
• Reis
• Roggen
• Süßkartoffeln
Mehl:
• Amaranth
• Bananenmehl
• Kartoffelmehl
• Maroni (Kastanien)-mehl
• Quinoa
• Reismehl
• Sojamehl
• Tapoika
Kennzeichnung von Lebensmitteln
Weizen sowie Dinkel und Khorasan-Weizen müssen auf Lebensmitteln benannt sein. Über die Inhaltsstoffe loser Waren wie Backwaren oder Eis erhält der Kunde auf Nachfragen mündliche oder schriftliche Auskunft.
Die Ernährungsumstellung beginnt also oftmals mit dem intensiven Lesen der Zutatenlisten. Im Kleingedruckten sind Begriffe wie „Weizenzubereitung“ oder „Hartweizengries“ und andere Synonyme für Weizen zu finden.
Eine Ernährungsberatung hilft dabei, den Speiseplan der Weizenallergie anzupassen.
Dem Mangel an Vitaminen und Spurenelementen kann man mit einem guten Nahrungsergänzungs-Präparat vorbeugen.
WDEIA: Bitte nach dem Essen ruhen
Betroffene stehen oft lange vor einem Rätsel: Warum vertragen sie Weizen meistens, aber dann plötzlich nicht? Die Antwort heißt: Weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (Engl.:wheat dependent excercise induced anaphylaxis). Einfach ausgedrückt: Die Anstrengung innerhalb von etwa zwei Stunden macht’s.
WDEIA ist eine Form der Summationsanaphylaxie. Sport nach dem Brötchen oder Gartenarbeit nach der Pizza führen zu allergischen Reaktionen auf Weizen.
Doch Ruhe ist keine Garantie. Auch Medikamente wie ASS und Ibuprofen sowie Stress und Alkohol können die Abwehrsymptome auf Weizen auslösen. Dabei ist von leichtem Hautjucken bis zum allergischen Schock alles möglich.
Wer bei sich nur manchmal Symptome von Weizenallergie feststellt, sollte diese also sehr ernst nehmen. Der Besuch beim Arzt verschafft Klarheit und bei Bedarf ein Notfallset, mit dem Betroffene sich selbst helfen können, falls es trotz aller Vorsicht zu einer allergischen Schockreaktion kommt.
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