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Histamin-Intoleranz - wenn Essen krank macht

Die Histaminintoleranz

Man kann ihn weder riechen noch schmecken und doch ist dieser Stoff in unterschiedlicher Konzentration in fast jedem Nahrungsmittel enthalten: Histamin. Für viele Menschen stellt das ein Problem dar.

Umfangreiches Beschwerdebild dank Histamin

Trotz moderner Apparatemedizin leiden Millionen von Menschen unter Beschwerden, für die es keine Erklärung zu geben scheint: Magen-Darm-Probleme, Kreislaufbeschwerden, Migräne, Asthma, allergieähnliche Symptome, Hautkrankheiten und vieles mehr. Wie man heute weiß, ist häufig allein ein einziger Nahrungsbestandteil verantwortlich für dieses umfangreiche Beschwerdebild: das Histamin. Kann dieser Stoff aufgrund eines Enzymmangels nicht in ausreichendem Maße abgebaut werden, so spricht man von einer Histaminintoleranz.

Allergiker aufgepasst bei Histamin!

Besonders Allergiker wissen, dass Histamin der wichtigste Überträgerstoff (Mediator) sämtlicher Allergien ist. Die Histaminintoleranz ist also eine Allergie? Nein, das ist sie nicht. Und das ist das Problem: Weder durch die Grunduntersuchung eines Hausarztes noch durch eine erweiterte Diagnostik des Allergologen lässt sich eine Histaminintoleranz nachweisen. Einzig eine vierwöchige Auslassdiät bringt Aufschluss zu der Frage, ob eine Unverträglichkeit von histaminreichen und histaminfreisetzenden Speisen möglicherweise die Ursache für ein chronisches Leiden ist. Die Histaminintoleranz ist wie die Laktoseintoleranz eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Besonders Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden sind daher häufig betroffen.

Was genau bedeutet Histaminintoleranz?

Prinzipiell entstehen histaminbedingte Beschwerden durch eine Überbelastung des Organismus mit dem Stoff Histamin. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Substanz mit der Nahrung aufgenommen oder mittels so genannter Histaminliberatoren aus den körpereigenen Zellen freigesetzt wird. Die Symptome einer Histaminintoleranz entwickeln sich schleichend: Die meisten Betroffenen verspüren erste Beschwerden im jungen Erwachsenenalter. Dieses „heimliche“ Fortschreiten der Krankheit erleichtert allerdings nicht gerade die Diagnose.

Zuviel Histamin im Körper

Wer unter einer Histaminintoleranz leidet, reagiert nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel mit körperlichen Symptomen. Am häufigsten sind Verdauungsstörungen wie Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit. Aber auch Lunge, Nebenhöhlen, Haut und Gehirn sind von der Wirkung des überschüssigen Histamins betroffen.

Die Histaminintoleranz und ihre Folgen

Während Histamin in größeren Mengen bei jedem Menschen schwere, ja sogar lebensbedrohliche Krankheitszustände hervorrufen kann, reichen im Falle einer Histaminintoleranz bereits kleinste Mengen von wenigen Mikrogramm, um ein individuelles Beschwerdebild zu verursachen. Dies kann sich in Verdauungsstörungen wie Durchfall, Bauchkrämpfen oder Blähungen, aber auch durch einen Migräneanfall äußern. In rund 15 % aller Asthmaerkrankungen wird eine Histamin-Intoleranz als Ursache vermutet, genauso wie bei zahlreichen Fällen von niedrigem Blutdruck, Nesselausschlag (Urtikaria), Herzrhythmusstörungen, Regelbeschwerden und vielen anderen Gesundheitsstörungen, die häufig falsch diagnostiziert und vorschnell als psychosomatisches Leiden abgetan werden.

Der Alltag mit Histamin-IntoleranzWie kommt es zur Überbelastung durch Histamin?

Beschwerden durch HIT entstehen prinzipiell immer dann, wenn der Organismus mit mehr Histamin belastet wird, als er abbauen kann. Aus welcher Quelle das Histamin letztlich stammt, ist dabei unerheblich. Im Organismus addieren sich die einzelnen Histaminmengen verschiedenen Ursprungs zu einer Gesamtmenge auf, die sich als Histaminspiegel messen lässt. Wird dabei die individuelle Toleranzgrenze überschritten, so reagiert der Körper mit vielfältigen Symptomen.

Sechs Gründe für eine Histaminüberbelastung

Insgesamt kann der Organismus auf sechs verschiedene Arten mit mehr Histamin belastet werden, als er gegenwärtig abbauen kann. Der Konsum von histaminreichen Lebensmitteln ist naturgemäß der bekannteste Auslöser von Gesundheitsstörungen, die mit einer Histaminintoleranz in Zusammenhang gebracht werden. Bekannte „Histaminbomben“ sind beispielsweise Wein, Fischkonserven, Sauerkraut und Hefe.

Auch andere biogene Amine können den Abbau von Histamin im Körper hemmen. Sie finden sich in großen Mengen zum Beispiel in Schokolade oder Rotwein. Eine Hemmung der Enzymtätigkeit DAO treibt den Histaminspiegel ebenfalls unerwünscht in die Höhe. Sie kann hervorgerufen werden durch zahlreiche bekannte Medikamente, die in Apotheken teils rezeptfrei erhältlich sind. Nicht zuletzt kann auch ein vorübergehender Magen-Darm-Infekt, eine chronische Darmkrankheit oder ein angeborener Enzymdefekt den Histaminspiegel stark beeinflussen.

Das DAO Emzym als Ursache für die Histaminintoleranz?

Beim gesunden Menschen wird das im Körper befindliche Histamin durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) abgebaut. Dieser Mechanismus ist bei Patienten mit Histaminintoleranz vermutlich aufgrund eines Vitamin B6- und C-Mangels gestört: Es kann nicht genügend DAO produziert werden, wie es für die Verstoffwechselung histaminhaltiger Speisen und Getränke erforderlich wäre. Infolge dessen kommt es zu einer Überlastung des Körpers mit Histamin, woraus sich unterschiedlichste Gesundheitsbeschwerden entwickeln können.

Was sind Histaminliberatoren?

Es gibt auch Lebensmittel, die das im Körper gebundene Histamin unerwünscht freisetzen können. Man bezeichnet sie als Histaminliberatoren. Tomaten, Erdbeeren und Alkohol sind Beispiele von Histaminliberatoren, die auch jedem Allergiker bekannt sein sollten.

Der lange Weg zur richtigen Diagnose

Eigentlich sollte die Abklärung einer Histaminintoleranz zur Grunduntersuchung bei unklaren Gesundheitsbeschwerden gehören. Doch vielen Medizinern sind die neuen Erkenntnisse der Histamin-Forschung noch nicht bekannt. Um diesen Enzymdefekt zuverlässig diagnostizieren zu können, bedarf es in der Regel einer Kombination verschiedener Methoden:

  • Eliminationsdiät (eventuell mit anschließender Provokation)
  • Differentialdiagnose: Ausschluss von Erkrankungen, die ein ähnliches Beschwerdebildhervorrufen können
  • Bluttest (In-vitro-Verfahren)

Unverzichtbar: die Differentialdiagnose

Im Rahmen einer Differentialdiagnose sollte eine organische Erkrankung ebenso ausgeschlossen werden wie auch Laktose und Fructoseintoleranz, da viele Menschen mit Histaminintoleranz gleichzeitig unter weiteren Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. Jedes dieser Krankheitsbilder hat seine Ursache nämlich im Bereich der Dünndarmflora.

Aus: Histamin-Intoleranz, Trias Verlag, 14,95 EUR

Keine standardisierten Diagnoseverfahren

Die Ermittlung von Laborwerten zum Nachweis einer Histaminintoleranz ist noch nicht standardisiert und daher nur als zusätzlicher Anhaltspunkt für das Vorliegen dieser Krankheit anzusehen. Bedingt aussagekräftig sind der Histamin-Spiegel, die DAO-Aktivität und der Vitamin-B6- und C-Spiegel. Der sicherste und gebräuchlichste Weg zum Nachweis einer Histaminintoleranz ist die Eliminationsdiät. Hierbei werden – am besten über einen Zeitraum von vier Wochen – alle histaminreichen und histaminfreisetzenden Speisen sowie entsprechende Arzneien gemieden. In den meisten Fällen stellt sich bereits nach wenigen Tagen eine spürbare Linderung der Beschwerden ein.

Die Therapie der Histaminintoleranz

Köstlich essen bei Histamin-Intoleranz - Kochbuch von Thilo SchleipEine eingehende Beratung im Anschluss an die Diagnose Histaminintoleranz ist in der klinischen Praxis leider eher die Ausnahme. Und so ist man als Betroffener meist auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, die Krankheit Histaminintoleranz zu verstehen und mit ihr zu leben. Bei manchen Betroffenen ist das Einhalten einer histaminarmen Kost so erfolgreich, dass auf medikamentöse Maßnahmen verzichtet werden kann. Eine zumindest spürbare Linderung ist in fast jedem Fall möglich. Ideen für eine histaminarme Ernährung bietet auch das Kochbuch „Köstlich essen bei Histamin-Intoleranz“.

Eliminationsdiät und Arzneimitteltherapie

Einkaufsführer: Richtig einkaufen bei Histamin-Intoleranz, von Thilo Schleip

Prinzipiell besteht die Therapie der Histaminintoleranz aus zwei Komponenten: Eliminationsdiät und Arzneimitteltherapie. Die wichtigste Methode ist die Eliminationsdiät, also das bewusste Meiden von Speisen und Getränken, die viel Histamin enthalten oder im Körper freisetzen können, ferner die Reduzierung von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an anderen biogenen Aminen sowie das Absetzen histaminfreisetzender Medikamente
Aus: Richtig einkaufen bei Histamin-Intoleranz, Trias Verlag, 8,95 EUR

Empfehlungen bei Histaminintoleranz

Für eine medikamentöse Therapie kommen verschiedene Ansätze in Frage. So kann durch die langfristige Gabe von Vitamin B6 und C die körpereigene Produktion der DAO dauerhaft unterstützt werden. Kurzfristig helfen natürliche DAO-Enzyme, welche die Verträglichkeit histaminhaltiger Speisen erhöhen. Auch eine grundlegende Darmsanierung, also der Aufbau der Darmflora mit Hilfe von Milchsäurebakterien, hat sich zur Linderung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten bewährt.

Betadianin